Seite 4 von ölf

'Eua

Da es noch keine Hoffnung auf baldige Wiederbelebung der Inlandflüge zu den äusseren Inseln Tongas gibt, macht sich so mancher Reisende bereit, mit den unregelmässig verkehrenden, altersschwachen und überfüllten Fähren in die oft rauhe See zu stechen. Ich wollte ja eigentlich die Ha'apai Inseln besuchen um mir dort die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen und zu Schnorcheln. Da ich aber gerade hörte, daß die überladene Fähre dorthin auf ein Riff aufgelaufen war und daher nicht so schnell zurückkehren würde, habe ich doch lieber die etwas nähere Insel Eua als nächstes Reiseziel angepeilt.Von der 2 1/2h Überfahrt nach Eua hatte ich schon gehört und war deshalb auf einiges gefasst.

 

Eua (sprich Ewa) ist eine kleines Juwel im Südosten von Tongatapu. Hier gibt es noch richtig viel Regenwald mit riesigen Bäumen, fliessendem Wasser, vielen interessanten Wanderwegen, Höhlen, Papageien und anderen tropischen Vögeln. An der Westseite sind auch sehr schöne Strände mit klarem aber flachen Wasser. Jenseits des Riffes sollte man nur mit sehr grosser Vorsicht schwimmen gehen, wegen der Strömung und der unberechenbaren Brandung. Hier ist wegen der Unterwasserhöhlen, der bunten Korallenvielfalt und des klaren Wassers ein Taucherparadies.

 

 

 

Ich hatte vorsichtshalber schon mal angefragt, ob es auf Eua noch ein Zimmerchen für mich gäbe. Die Stimme am anderen Ende klang sehr freundlich am Telefon und sagte mir, daß es kein Problem sei und daß ihr Mann der Käptn der Fähre sei. Das hörte sich doch schon mal recht vertrauenswürdig an. Ich war früh genug an Bord um mir noch einen Platz zu sichern und konnte beim Beladen des kleinen Schiffchens zuschauen. Ich war schon erstaunt als da eine ganze Palette von Mauersteinen im Rumpf des Bootes verschwand, und dann gleich noch eine und noch einige mehr... Tja, das war bestimmt ganz schön schwer. Dann noch ein paar Kisten und Dinge die wohl auf der Insel nicht so gut zu bekommen waren und schliesslich als es auch von den Passagieren her nicht mehr so recht weiterging, fuhr zu meinem Erstaunen der schwere Gabelstabler auch noch auf das Boot und die Heckklappe ging zu.

 

 

Die Überfahrt war recht gut, für etwa 1 1/2h fuhren wir aus der geschützten Hafenbucht heraus und für die letzte Stunde schaukelte sich das schwer beladene Boot dann durch die langsam rollende 2-3m Dünung bis zum Anleger nach Eua durch. Kurz vor der Insel habe ich dann ein paar fliegende Fische beobachtet, das war echt spannend. Die Fische haben 2 paar als Flügel benutzbare Flossen mit denen sie etwa 50-60m weit über der Wasseroberfläche dahinfliegen. Das sah irgendwie unwirklich aus. In der Walsaison, ab Juli, kann man auch grosse Wale in unmittelbarer Nähe der Fähre sehen. das muss ein erhabener Anblick sein, weil die Tiere etwa doppelt so lang sind wie das Schiff.

 

 

Auf der Westseite von Eua ist die einzige Anlegestelle der Insel, mit der einzigen asphaltierten Strasse die alle Ortschaften miteinander verbindet.

 

 

Die Ankunft der Fähre ist ein grosses Ereignis in Eua und es herrscht reges Treiben ander Anlegestelle. Aus dem Gewimmel höre ich plötzlich eine Stimme die meinen Namen ruft. das muss wohl Taina sein. Hier herrsch gleich ein viel angenehmere Atmosphere als auf der Hauptinsel.

 

 

Der Transport erfolgt meist auf der Ladefläche eines Pick-ups. Das ist ok solange es nicht schüttet...

 

 

Es gibt aber auch Fahrzeuge mit Sitzplätzen, die Seeluft setzt der Karosserie reichlich zu und fast jedes zweite Auto hat eine kaputte Windschutzscheibe, weil es nicht genug Ersatzteile gibt.

 

 

Meine Unterkunft bei Taina ist am Ende der Zivilisation am Waldrand in der Nähe des Nationalparks. etwa 6km vom Bootsanleger entfernt. Hier ist es sehr ruhig und die Geräusche im Hintergrund werden von Vogellauten bestimmt. Hier fühle ich mich gleich sehr wohl.

 

 

Dies ist meine Gastfamilie, Taina, Louisa, Christene und Tei. Taina spricht sehr gut deutsch, sie lebte für 17 Jahre in Deutschland und freut sich wenn sie mal wieder deutsch sprechen kann. Heute ist Sonntag und es geht in die Church of Tonga.

 

 

Tei als Küster an der Gasflasche, die als Glocke im Baum hängt.

 

 

Die alte Holztrommel wird dagegen nur noch selten angeschlagen

 

 

Der Besuch der Kirche ist für die Tonganer eine Möglichkeit zusammenzukommen um zu singen. In den Kirchen wird viel gesungen und es erstaunt mich immer, wie der kräftige Gesang die dünnen Wände erbeben lässt. Der Priester praktiziert übrigens in seiner weltlichen Zeit traditionelle Heilmassage. Tainas Mutter ist die Heilkundlerin im Dorf und sie kennt viel Rezepte die aus den Pflanzen des Urwaldes gemischt werden. Das zeigt mir welchen Stellenwert der Wald und das Wissen um die Heilkraft der Pflanzen hier auf Eua noch hat.

 

 

Obwohl das pflegeleichte Altargesteck hier natürlich auch seine Stelle hat...

 

 

Nach dem Kirchgang habe ich das Glück zu einem tonganischen Fest eingeladen zu sein, es ist der erste Geburtstag eines Kindes. Nach der Zeremonie werden auf dem Fussboden Bananenblätter ausgebreitet und ungeheure Mengen an leckersten Essens serviert. Es sind etwa 25 Gäste geladen und es befinden sich 8 Spanferkel, 20 Langusten, gebratener Fisch, Taro, Jams, Obst und viele andere Zutaten auf der Tafel. Obwohl ich nichts von den Feierlichkeiten verstand fand ich es doch sehr interessant bei diesem traditionellen Zusammenkunft dabei sein zu dürfen.

 

Auf der nächsten Seite nehme ich euch mit auf meine Wanderungen durch die Insel

 

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